Neue geplante Sicherheitsüberprüfungen für Wohngebäude lösen heftige Debatten aus – Kritiker befürchten steigende Wohnkosten

Ein Kommentar von Peter Steinhauer



Ein geplanter "Gebäude-TÜV" sorgt für scharfe Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Institut für Normung (DIN) und Kritikern aus der Politik und Immobilienwirtschaft. Das vom DIN veröffentlichte 40-seitige Dokument "DIN 94681 – Verkehrssicherheitsüberprüfung für Wohngebäude" könnte laut Eigentümerverbänden zu drastischen Mehrkosten führen.

Während das DIN den Entwurf als "harmlose Orientierungshilfe" verteidigt, warnt der Eigentümerverband Haus & Grund vor Zusatzkosten für Mieterinnen und Mieter von "mehreren Hundert Euro pro Jahr". Bei Einfamilienhäusern könnten sogar 1.000 Euro jährlich anfallen. Für größere Wohnungsunternehmen rechnet der Verband GdW mit Kosten "weit über 100.000 Euro jährlich" – die auf Mieterinnen und Mieter umgelegt würden.

250 jährliche Kontrollen geplant

Konkret listet der „exemplarische Prüfkatalog“ über 250 „Sichtprüfungen und Zustandsbewertungen“ auf, die jährlich durchgeführt werden sollen. Vorgesehen sind unter anderem regelmäßige Überprüfungen von Dachrinnen, der Trittsicherheit und Breite von Treppenstufen oder des korrekten Abstands von Handläufen. Auch mögliche Stolperkanten, die Sichtbarkeit von Hausnummern und die Höhe von Balkongeländern stehen auf der Prüfliste.

Erik Uwe Amaya, Direktor von Haus & Grund Rheinland Westfalen, befürchtet ausufernde Kosten: "Diese Vorschläge sind Irrsinn. Wir stellen schon heute fest, dass die Nebenkosten beim Wohnen deutlich stärker steigen als die Kaltmieten. Käme ein jährlicher 'Gebäude-TÜV' dazu, wird das Wohnen weiter unbezahlbar."


F2L icon

Die passenden Mieter:innen finden

...war noch nie so einfach! Inseriere jetzt deine Immobilie ab 0€ und finde schnell und unkompliziert neue Mieter:innen.


Verpflichtung durch die Hintertür

Das DIN weist darauf hin, dass die entwickelten Normen reine Empfehlungen und in der Anwendung freiwillig sind. Eine frühzeitige Überprüfung von Gebäudeteilen könne langfristig sogar Kosten senken, indem teure Unfälle und Folgeschäden verhindert würden.

Experten lassen diese Argumentation nicht gelten und sehen in der geplanten Gebäude-Norm einen teuren Kostentreiber durch die Hintertür. Es droht, dass die Normen schleichend Einzug in die Rechtsprechung halten und bald in Gesetzen oder Bauordnungen verankert werden. Gleichzeitig könnten Versicherer ihre Deckungszusagen an die strikte Einhaltung dieser neuen Standards binden.

Politik gegen "Bau-TÜV"

Widerstand kommt auch aus der Politik. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) stellt klar: "Einen Bau-TÜV wird es nicht geben. Wir werden Vermieter vor zusätzlicher Bürokratie bewahren und Mieter vor neuen Nebenkosten schützen." CDU-Experte Jan-Marco Luczak fordert das DIN auf, die Vorschläge "schnell wieder in der Schublade verschwinden zu lassen: Sonst wird Wohnen bald unbezahlbar."

Ungebremste Preisspirale

Die breite Front aus Verbänden und Politik gegen die geplanten Vorschriften setzt ein wichtiges Signal. Das drohende Bürokratiemonster käme für die Branche zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Es ist nicht vermittelbar, auf dem ohnehin überregulierten Wohnungsmarkt zusätzliche Hürden aufzubauen. Das Gebot der Stunde lautet: weniger Bürokratie, Vereinfachung der Regularien und Abbau von kostentreibenden Auflagen. 

Kritiker sehen die Industrielobby als Profiteur der Entwicklung. Durch die fortlaufende Verschärfung verpflichtender Standards können Hersteller neue Produkte platzieren und höhere Preise durchsetzen – weitgehend abgeschirmt vom Marktdruck. 

Ebenso entsteht mit den vielen Kontrollpflichten ein neuer, lukrativer Dienstleistungssektor mit garantiertem Auftragsvolumen. Das DIN empfiehlt, dass die jährlichen Überprüfungen von „fach- und sachkundigen Personen“ durchgeführt werden. Hausverwaltungen werden gezwungen sein, externe Dienstleister zu beauftragen oder ihren Hausmeistern zusätzliche Schulungen zu verschaffen. Die Kosten dafür werden sie bei den Betriebskosten umlegen, was die Mieten steigen lässt. Die Preisspirale dreht sich ungebremst weiter.



house laptop

Einfach smart: Verwalte deine Immobilien digital und zentral an einem Ort!

Alles rund um die Verwaltung und Vermietung deiner Immobilien jederzeit griffbereit und mit allen Funktionen, die smarte Vermieter:innen zur erfolgreichen Vermietung brauchen: VermietenPlus.


Wie gefällt Ihnen diese Seite?
/5
seit 23.10.2020
Bewerten Sie diese Seite Vielen Dank
Artikel herunterladen
Artikel melden
Vielen Dank!
Wir haben Ihr Feedback erhalten.
Peter Steinhauer
Experte für Eigentum & Vermietung

Peter Steinhauer arbeitet als Content-Manager bei ImmoScout24 und ist Experte für die Themen Immobilieneigentum und Vermietung. Als Eigentümer zweier Mehrfamilienhäuser in Köln kennt er die Herausforderungen des Vermietungsgeschäfts aus eigener praktischer Erfahrung. Als Admin der größten Community privater Vermieterinnen und Vermieter auf Facebook "Vermieter unter sich" steht Peter in direkten Draht zu Vermietenden aus ganz Deutschland. Durch den kontinuierlichen Austausch ist der ImmoScout24-Experte bestens mit den aktuellen Alltagsproblemen vertraut, die das moderne Vermietungsgeschäft mit sich bringen.

 

Redaktionsrichtlinien von ImmoScout24

Die ImmoScout24 Redaktion verfasst jeden Beitrag nach strengen Qualitätsrichtlinien und bezieht sich dabei auf seriöse Quellen und Gesetzestexte. Unsere Redakteur:innen haben ein hohes Niveau an Immobilienwissen und informieren Sie als Expert:innen mit informativen und vertrauenswürdigen Inhalten. Wir verbessern und optimieren unsere Inhalte kontinuierlich und versuchen, sie so leserfreundlich und verständnisvoll wie möglich aufzubereiten. Unser Anliegen ist es dabei, Ihnen eine erste Orientierung zu bieten. Für persönliche Anfragen Ihrer rechtlichen oder finanziellen Anliegen empfehlen wir Ihnen, eine:n Rechts-, Steuer-, oder Finanzberater:in hinzuzuziehen.

War dieser Artikel hilfreich?
Der Artikel wurde als hilfreich bewertet.
Vielen Dank
Wir haben die Bewertung erhalten.